Laufinstinkt+® Therapie & Training | Augsburg 100 km in Biel | UltraLanglauf
Ein neuer Meilenstein.
Diese 100 km (inkl. 1.000 Höhen-m)
in Biel selbst zu laufen, hatte ich nie gedacht. Das nun aber doch,
daran sind E. und Werner Sonntag schuld.
Der Protagonist mit dem ALTRA® Torin 7 an den Füßen | Laufinstinkt+®
E. ist eine lauftherapeutische Kollegin.
Sie animierte mich mit einer sehr persönlichen Geschichte dazu, sie hier zu begleiten.
W. Sonntag war Ultra-Langlaufpionier und Journalist. Ich las seine Bücher. Begeisternd!
Er prägte in den 1980'er Jahren den Satz
"Irgendwann musst du nach Biel!".
Jede, in welcher Art und Weise auch immer aktive Person
in der Ultralanglauf-Szene, kennt dieses Zitat.
In Biel kennen es alle Menschen der Stadt und die Veranstaltung selbst als
"Die Nacht der Nächte".
Der Protagonist und E. unmittelbar vor dem Start | Laufinstinkt+®
Gegründet wurde diese Traditionsveranstaltung 1959
als "Waffenträger-Marsch" von und für die Schweizer Armee.
Irgendwann konvertierte sie aber in eine öffentlich Laufveranstaltung.
Bald galt sie als größtes Ultralanglaufereignis weltweit, sicher maßgeblich mitverantwortlich dafür, dass sich die heute etablierte Ultralanglauf-Szene überhaupt erst hatte bilden können.
In Spitzenzeiten waren hier bis zu 4.000 Teilnehmer am Start.
Dieses Mal zählten wir knapp 1.000.
Trinkstrategie
Fühlte mich nicht ganz schlecht vorbereitet.
Hatte aber gelernt, dass ein Lauf über 100 km nicht komplett planbar ist.
Zu viele Parameter und tagesabhängige Einflussgrößen machen das unmöglich.
Beruhigend aber: 18 Verpflegungspunkte (VPs) auf der Gesamtstrecke.
Damit lag der allerwichtigste Parameter "genug trinken",
ohne mitschleppen zu müssen, sicher im grünen Bereich.
Weiß ich doch das Trinken auf Ultra-Langläufen als mächtigste,
die Laufleistung beeinflussende Größe überhaupt, sowohl nach Quantität wie nach Qualität.
Das richtig und umfassend über alle W-Fragen hinweg gelernt zu haben, hatte einiges Lehrgeld gekostet. Meine Vorgabe hier: 500 ml Wasser (und NUR Wasser) pro 10 km!
Ansonsten warten, wegen sinkenden Herzschlag-Blutvolumens und damit zunehmender Verknappung des Blutsauerstoffs und/oder pot. Fehler bei der Justage des osmotischen Drucks, spätestens auf dem Schlussabschnitt heftige Probleme mit stetig steigendem Puls, dramatischem Laufleistungsbruch und ein Ergebnis, dann bestenfalls noch
als die eigene Karikatur weiterlaufen zu können.
Stoffwechselprozesse und energetischer Wirkungsgrad
Dankbar bin ich Axel D. aus Wien!
Als Ernährungswissenschaftler und Profi-Triathlet war er dort mein Schlüssel-Dozent
bei der Ausbildung zum Ernährungstrainer. Er gab mir den Tipp, auf Marathon-Distanzen und darüber, auf dem Fatmax zu laufen (liegt bei mir bei 68% HFmax) und ab km 30,
also kurz vor dem Bereich (km 33-36), wo der "Mann mit dem Hammer" auf jene wartet
und einschlägt - auf dass sie nicht selten dort "verenden" - deren Glykogenspeicher in der Muskulatur dann leer sind, aber Fettstoffwechsel nicht oder unzureichend trainiert ist, Datteln als Lieferant von Glykose zu wählen. Aber nur wenige, damit der dominierende Stoffwechselprozess nicht die Glykolyse werden kann, sondern die ß-Oxidation bzw. Lipolyse bleibt. Das gelingt (mir) zu 100% nur dann, wenn ich bis km 30 nur Wasser und ab da alle 10 km nur 3-4 Datteln + Wasser konsumiere. Nichts weiter sonst, außer ungesüßten Tee oder mal eine Bouillon. So wird gerade eben eine Unterzuckerung und der "Hungerast" vermieden. Nur dann bilden aber die Kohlenhydrate der Datteln auch lediglich das nur kleine "Feuer", in dem das Bord-Körperfett (reicht für viele Ultra-Läufe, ohne nachführen zu müssen) als Brennstoff bis zum Ende eines jeden Ultralanglaufs genutzt wird, ohne dass von diesem wertvollen Laufenergie-Budget auch noch ein Zuviel an unproduktiver Verdauungsenergie abgebucht wird.
Soldaten der Schweizer Armee absolvierten die 100 km marschierend | Laufinstinkt+®
Osmosegradient
Last but not least wird so auch die Umkehr des Osmosegradienten im Flüssigkeitssystem Blut - Mageninhalt vermieden. Aus leidvoller Selbsterfahrung weiß ich, dass dieser Effekt gnadenlos die Verdickung des Blutes bewirkt und dann der Lauf durch "Übertrinken" und/oder Aufgeben an die Wand gefahren werden kann.
Vollwert-Ultra
Die ernährungstechnische Vor-Konditionierung war hier zu 95% vegetarisch.
Wichtigste Komponente darin: der tägliche Frisch-Kornbrei. Was das ist, weiß Google.
Was das genau ist, lässt sich bei mir per Nachfrage erfahren.
Damit lief ich hier aus ernährungstechnischer Sicht,
vom vorbereitenden Training, bis hier ins Ziel,
einen "Vollwert-Ultra".
22:00h Start
Die Freunde Gerlinde und Axel laufen gemeinsam ihr eigenes Rennen.
E. und ich, Seite an Seite, das unserige.
Nicht zu schnell! Ja nicht zu schnell angehen! Pulskontrolle!
Hatte mir einst mein Trainer eingebläut, der heute den Lieben Gott im Triathlon trainiert.
Alles gut. Das Belastungsniveau kontrolliert. Das iWatch-Display zeigt den Wunschpuls an.

Start und Ziel bei der Tissot Arena.
Die 100 km, 966 Höhen-m inklusive, führen über die Originalstrecke.
Ab Start auf dem Boulevard "Stadien Süd" verlief sie durch den Park "Schüssinsel",
vorbei am Swatch-Gebäude in die Innenstadt, bevor sie dann via Schleuse Port die Stadt Biel verließ. Nach dem Aufstieg nach Bellmund und der Passage in Jens ging es erstmals über unbeleuchtete Wege via Kappelen nach Lyss.
Gedränge an den VPs auf den ersten 42 km in Viererreihen, weil da auch noch die Halb- und Voll-Marathonies mit anstanden. Engpass Trinken! Ausgerechnet! Bitte nicht!
*
Weiter führte die Strecke, leicht auf und ab, über Grossaffoltern und Scheunenberg durch das Limpachtal nach Oberramsern. In der Folge führte der Lauf nach Mülchi, von wo es nach einem leichten Aufstieg über Etzelkofen nach Jegenstorf und Kirchberg ging.
Gönnte mir hier eine 20 min Massage der rechten, höllisch schmerzenden Schulter. Herzlichen Dank liebe namenlose Frau, die du mich von dieser Pein befreitest!
*
Am Ende des wieder leicht ansteigenden Biberentales wartete ein kurzer aber knackiger Aufstieg, um durch den Leuzigenwald nach Arch zu gelangen. Der Aare entlang erreichte die Strecke Büren an der Aare. Hier wartete die Holzbrücke über die Aare. Entlang der Alten Aare ging es auf einem Uferweg in Richtung Meinisberg. Ab Friedhof Meinisberg führten die letzten Kilometer entlang der Bahnlinie zurück nach Biel. Nach der Bahnunterführung in Mett war die Tissot Arena in Sicht, wo die letzten Meter vor dem Zieleinlauf warteten.
Km 21
Es läuft nicht gut für E. Bis hierher schon 3 x auf der Toilette gewesen.
Nun kommt der viel zu hohe Stehpuls auch nach 20 min Pause nicht herunter.
Aus für sie. Sie gibt auf. Ich laufe allein weiter, in die Nacht hinein.
Später war festzustellen, dass E, bis zu diesen 21 km die beste ihrer W-Altersklasse war.
Nicht ganz verwunderlich. Immerhin ist sie amtierende Europameisterin in zwei Leichtathletik-Disziplinen und will diese Titel nächstens in Göteborg verteidigen.
Km 60
Dieser Lauf hat eine ganz eigene Aura, ganz eigene Qualität.
Anders als sonst, geht es hier nicht darum, gegen die Zeit oder Konkurrenten,
sondern gegen die Strecke und sich selbst in Bezug auf die psychische Belastung zu laufen.
Wettkampfstress ist hier keiner im Spiel.
"Es läuft mich" | Laufinstinkt+®
Km 75
"Es läuft mich".
Bin beeindruckt, wie planmäßig die Trink/Stoffwechsel/Osmose/Puls-Strategie hier aufgeht. An dieser Stelle WEISS ich, dass ich nur genauso weiterzulaufen habe wie bisher,
um sicher ins Ziel zu kommen.
Gleichwohl beginnt nun, was W. Sonntag vorhersagte: Die psychische Belastung übersteigt die physische. Die Müdigkeit wird bleiern, dass ich vor jedem Schritt drohe einzuschlafen.
Glaube, ein paar Mal tatsächlich in einen dynamischen Sekundenschlaf gefallen zu sein.
Ein schwarzer Kaffee am VP hilft. Die Müdigkeit verschwindet.
Mächtigster Gegner ist nun die Monotonie. Gegen sie anzulaufen, habe ich aber vorgesorgt:
Airpods in die Ohren und das extra hierfür geladene Hörbuch
von Goethes "Wahlverwandtschaften" sorgen für Abwechslung.
Laufe nun virtuell zwischen den Protagonisten Eduard, Charlotte, Ottilie und dem Hauptmann. Johann Wolfgang jongliert derweil virtuos mit deren Geschlechterrollen.
Der Regen ist vorbei. Mich fröstelt. Gönne mir daher am VP auch noch eine Bouillon.
Werde dafür auf dem Rest der Strecke auch nicht durch Stoffwechsel-Kapriolen bestraft.

Km 90
Ich staune. Der Puls liegt auch nach 90 km noch immer extrem niedrig;
niedriger als bei einem Fettstoffwechsel-Trainingslauf, fast wie bei einem Regenerationslauf.
Kann es kaum glauben, aber mit dieser Verpflegungsstrategie laufe ich,
wenn ausdauertechnisch hinreichend trainiert, offenbar wie ein programmiertes Uhrwerk.
Es kann nun nichts mehr passieren.
Ziehe daher auf den letzten 10 km das Tempo unplanmäßig an.

Zieleinlauf
Unmittelbar vor der Tissot-Arena und Zielgeraden empfängt mich E.,
fällt mir jauchzend um den Hals und läuft mit mir Hand-in-Hand durchs Ziel.
Kuriosum: sie vergaß ihren Transponder aus den Rucksack zu nehmen und wurde so bei diesem Zieleinlauf mit erfasst und als Beste ihrer W-Altersklasse über die Gesamtdistanz ausgewiesen.
*
Stehe da und fühle mich gut;
so wenig elend und k.o., dass es verblüfft.

Ausklang
Im Ziel reflektiere ich zwar, in Muskeln und Gelenken sehr stark belastet worden zu sein,
allerdings auch das sichere Gefühl, damit einfach noch weiterlaufen zu können.
Nach Prüfen der Daten wusste ich auch warum.
Der VO2max über die gesamte Distanz bezifferte sich auf nur 58%.
Das ist fast erschreckend niedrig. Kaum zu glauben.
Wie das? War doch nicht wandern. Lief doch.
Schreibe es dem diszipliniert verfolgten Verpflegungskonzept zu.
*
Der physische Ermüdungswiderstand wurde also kaum gefordert.
D.h. ich lief auch von daher nahezu ohne Risiko.
Es bestätigte sich die Erfahrung:
Nicht die Distanz "tötet", sondern das Tempo.
Wie weit ich danach noch hätte weiterlaufen können -?
Weiß nicht. Weiß nur, dass dieser Lauf keine Grenzbelastung markierte.
*
Einmal war ich nun läuferisch erfolgreich!
Deshalb, weil ich den Erfolg vor mir selber anerkennen kann.
Das war nicht immer der Fall.
Gerne hätte ich es deshalb heute aber K. sehen lassen wollen.
Sie besitzt als Läuferin meinen ganzen Respekt.
Vor ihr hatte ich mich sportlich aber immer nur blamiert.
Epilog
Fange nie an aufzuhören!
Höre nie auf anzufangen!
Sportliche Grüße
Burkhard Boenigk
Lauftraining, Ernährungstraining und Kräuterpädagogik bei Laufinstinkt+®
zur Bildung einer eigenen, aktiven Breitband-Gesundheitsstrategie.
Interessiert daran?
Dann melde dich, wir können darüber reden!
Ernährungsgesundheitssportliche Grüße
Burkhard Boenigk
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Dr. Burkhard Boenigk ist Lauftherapeut DLZ®. 2016 gründete er das gesundheitsfördernde Unternehmen Laufinstinkt+® Therapie & Training Augsburg. Dessen Fachkompetenz hat
er als diplomierter Ernährungstrainer + Kräuterpädagoge VA®, Übungsleiter-B DOSB® Prävention + Rehabilitation, Übungsleiter-B DOSB® für Entspannungsverfahren zur Stressbewältigung, Trainer DOSB® Nordic Walking, Blind-Jogging-Guide SZB® und Fachtrainer Diabetikersport Basis DDG® breit aufgestellt. Im gesundheitsorientierten Angebot von Laufinstinkt+® stehen, neben der Lauftherapie, wettbewerbsfreies Lauf-Coaching, Ernährungsstrategien, Kräuterpädagogik und Entspannungsverfahren
zur Stresskompensation. Er ist organisiert, im Dachverband für freie, beratende und Gesundheit fördernde Berufe FG® (https://www.freie-gesundheitsberufe.de/). Beruflich organisiert ist er im Verband
der Lauftherapeuten VDL®, nach dessen QM-System er zertifiziert ist und dessen Vertreter er für Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen ist (https://www.lauftherapie-vdl.de/de/). Vom DOSB® und
der Bundesärztekammer wurde er für seine nach gemeinsamen verbindlichen Grundsätzen und Qualitätskriterien sichergestelltes Angebot im präventiven Gesundheitsbereich mit den Qualitätssiegeln "Sport Pro Gesundheit"
und Zentrale Prüfstelle Prävention ausgezeichnet.

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Anmerkung
Die in diesem Artikel veröffentlichten Empfehlungen, Rezepte und Anleitungen wurden vom Verfasser sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers für Personen-, Sach-
und Vermögensschäden ausgeschlossen.
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